16.Dez'12 - Bootsfahrt mit dem Langboot

Zusammen mit Celine und Freddy unternehmen wir eine Tour zu den Intha Stämmen, den 'Menschen des Sees'.

Also werden wir an der Anlegestelle von Naung Shwe am See von einem 'Longboat' aufgelesen, und fahren bis zu einem Hotel am südlichsten Ende des Sees, an dem Naum zusteigt. Naum gehört zum Pao Stamm und wird uns heute ein paar Stunden in seine Welt einführen.
Die Fahrt nach Süden ist sehr lang, attraktiv flankiert von den Häusern auf dem Wasser der Intha. Unser Ziel ist der Sagar See, 64 km südlich von Inle gelegen. Die beiden Seen sind durch einen Fluss verbunden.

Wir lernen sehr bald: die Intha leben auf dem Wasser, die Shan am Horizont, die Pao in den Bergen.
Nach etwa zwei Stunden fahrt kommen wir an eine Brücke, an der wir einen Durchfahrtszoll entrichten, ab hier sind wir in den Händen Naums.

Als erstes fahren wir zum 5-Tages-Markt in Nampang, einem rotierender Markt im Inle Gebiet. Diese Märkte sind für die Bauern der Umgebung wichtige Einkommens- und Tauschquelle und befinden sich jeden Tag an einem anderen Ort. Hier sprechen wir von Distanzen von bis zu 200 Kilometern. Hier werden Tee, Gemüse, Büffel aber auch Medizin verkauft. (Apotheken gibt es keine im Umkreis von 600 Kilometer). Wer nicht verkaufen oder kaufen möchte tauscht seine Waren gegen andere. Wir sind bereits relativ spät angekommen, die ersten Händler bereiten sich zur anstrengenden Heimreise vor. Der Markt beginn um 4 Uhr morgens und endet gegen 10 Uhr, wo die mehrstündige Heimreise über die Berge wieder angetreten wird. Wie? Zu Fuss, wenige glückliche vielleicht auf dem Ochsenkarren.
Wir durchwandern die Marktstände und beobachten unterschiedlichste Stimmungen. Viele sind erleichtert und erfreuen sich der guten Geschäfte des heutigen Tages, andere sind offensichtlich weniger begeistert über den Tagesverlauf.

Zu Fuss gehen wir weiter zu den antike Pagoden, die einfach gehalten sind aber doch recht schön erscheinen und von vielen kleineren Stupen umgeben sind. Momentan werden einige renoviert und in Stand gesetzt. Dies ist nicht üblich für Burma, wie uns Nahm erzählt, da Barmittel natürlich Mangelware sind. Ein Buddhist aus Singapur bemüht sich um Spenden aus dem Ausland und engagiert sich für die Instandhaltung der Pagoden. Wie uns Nahm erzählt werden für die detailgetreue Wiederherstellung der historischen Stätte Restauratoren aus Bagan konsultiert. Nur in Bagan gäbe es ausreichende Kenntnis darüber.

Am Weg zu den Pagoden sehen wir Teakbäume. Nahm klärt und auf, dass jeder Teakbaum in Myanmar der Regierung gehöre. Der Baum im Wald, der Bau neben der Straße und auch der eigen gepflanzte Baum im Garten. Möchte man einen Teakbaum fällen, muss dieser zuerst von der Regierung beantragt und erstanden werden. Die meisten Bäume werden allerdings von der Regierung nach Thailand verkauft. Ein großes Geschäft für den Staat! Wenige bleiben für die Bevölkerung im Land zurück oder können nicht bezahlt werden. Teakbäume sind sehr teuer! Nun erklärt sich für uns die wechselnde Architektur, die wir gesehen haben. Mehr und mehr Häuser werden in Beton anstatt mit Teak gebaut.

Die Pagoden sind verwunschen und modern zugleich. Naum erzählt uns die Geschichte der einzelne Statuen und wir bewundern sein umfassendes Wissen, ist er doch gerade 21 Jahre geworden. Er erzählt uns über seine Geschichte:
Er ist Sohn eines sehr erfolgreichen Möbelherstellers und Enkel eines namhaften Generals der Pao-Stämme. Aufgewachsen ist er bei seinem Großvater, den er als gütigen und offenherzigen Menschen beschreibt. Sein Großvater, jetzt in 'Rente', kümmerte sich um die Anliegen der Stämme gegenüber der Regierung. Jeden übrigen Kyat spendete er für ein Waisenhaus und er ist in der Gemeinschaft sehr beliebt. Naum ist sichtlich geprägt von der Erziehung seines Großvaters und hat ein großes Vorbild in ihm gefunden, wie er uns erzählt. Naum ist eigentlich leidenschaftlicher E-Gitarenspieler und investiert viele Stunden seiner freien Zeit in seine Band. Zu viel davon hat er nicht, ist er bereits Vater eines 2 Jährigen Sohnes. Seine Frau, seine ehemalige Privatlehrerin (schau an!!!) betreut das gemeinsame Kind während er den Unterhalt verdient. Viel möchte er nicht verdienen, bzw. nicht reich werden, wie er meint. Er habe von seinem Vater zu gut erlebt welche Auswirkungen Reichtum auf Menschen haben könne. Des weiteren möchte er auch nicht so berühmt werden wie sein Großvater. Er möchte ein einfaches Leben führen mit seiner Familie.
Um nun den Kreis zu seinem Wissen zu schließen: Sein Studium (Zoologie) wird er beenden, um danach Lehrer zu werden. Während dessen hat er sich entschlossen die Musik nach hinten zu stellen und seine Führungen für Touristen im Inle Gebiet zu intensivieren. Zuvor habe er die Touren immer sehr nebensächlich gemacht, wie er meinte, seit seiner Entscheidung ist es ihm ein Anliegen Menschen nicht nur historisch sondern auch politisch etwas mit zu geben. Wir merken seine wiedergefundene Leidenschaft und freuen uns über jede Geschichte die er uns erzählt.

Wir fahren weiter zu seinem Onkel, dem 1. Restaurantbesitzer in Sagar und Reisweinproduzent. Wir werden herzlich empfangen und bekommen eine Führung durch die Produktionsstätten. Nun gut, 1 Bambushaus mit rudimentärem Equipment. Aber mehr benötigt es scheinbar nicht, denn der Reiswein schmeckt vorzüglich!
Wir essen frischen Fisch, am offenen Feuer gebraten und sind fasziniert von der Offenherzigkeit der Menschen am See.

Es ist später Mittag und wir kehren unsere Rückreise an. Bis zu unserem Anfangspunkt werden wir eine circa 3,5-ständige Bootsfahrt zurück legen. Die Sonne verlässt den Tag relativ zeitig und gegen 19:00 Uhr ist es bereits sehr, sehr dunkel. Naum möchte uns unbedingt noch auf einen Tee in sein Haus einladen und uns seinem Großvater vorstellen. Wir sind begeistert und freuen uns über die Einladung.

Am Weg zurück machen wir an der südlichen Spitze des Inle Sees an einer Seiden- und Lotusweberei halt. Wir sehen wie Lotusfäden hergestellt werden und Frauen kunstvolle Schals aus Seide weben.

Nun ist es bereits 18 Uhr und wir müssen uns leider von Naum verabschieden. Unser Bootsfahrer wird uns noch 1,5 Stunden Richtung Norden bringen und ohne Licht am Boot kann der See nicht befahren werden. Hier hat keiner Licht!

Es war ein eindrucksvoller Tag mit intensiven Erlebnissen und eindrücklichen Geschichten. Wir haben vieles über das derzeitige Regime, die Unruhen der Stämme und die Prophezeiungen der Bevölkerung gesprochen und wiederum versprochen nichts öffentlich weiter zu geben. Hier geht es um Geschichten und Erlebnisse die unsereins unbekannt sind. Zum Glück! Mehr dazu zuhause wenn eine Kritik des Regimes nicht 99 Jahre Gefängnis bedeuten.
Danke Nahm für deine Zeit mit uns!

 

  • Morgens am Weg zum See südlich des Inle Sees. Heute ist 5-Tages Markt ganz im Süden.
  • Es ist noch sehr kalt
  • Hier im Hotel holen wir unseren Pao Guide ab. Ohne einen Guide darf nicht nach Süden gefahren werden. Das Hotel gehört dne Pao Stamm.
  • Auf Grund der Demokratisierung breiten sich diesmal alle gerne auf das westlichen Weihnachten vor
  • Eine Bar am Wasser
  • Bauten aus Teakholz
  • Häuser aus Bambus
  • Es gibt noch Strom
  • Ein Kloster am Wasser
  • Kühe grasen im Wasser
  • Die Brücke und Grenze zum südlichen See
  • Am 5-Tages Markt im Süden nach 2,5 Stunden Bootsfahrt angekommen. Im routierenden 5-Tages-Rhythmus finden an unterschiedlichen Orten Markttage statt.
  • Naum unser Guide
  • Eine Pao Frau aus den Bergen verkauft Grüntee
  • Eine Shan-Frau verkauft Reisnudeln (Shan-Nudeln)
  • Auch hier werden Betelnüsse verkauft
  • Reiswein wird hergestellt
  • Schmeckt ganz vorzüglich
  • Naum's Onkle hat das 1.Restaurant im südlichen See vor einem Jahr eröffnet. Wir essen zu Mittag
  • Naum ist 21 Jahr alt und der Enkel eines wichtigen Pao Stammesführers aus der Umgebung.
  • Unser Fisch wird zubereitet
  • Naum und sein Onkel
  • Wir gehen weiter zu den Pagoden
  • Am Weg werden Reiscracker hergestellt
  • Der Teig wird getrocknet ...
  • ... und anschließend kurz übers offene Feuer gehalten. Fertig!
  • Wir fahren wieder zurück
  • Hier endet der Strom
  • Am Rückweg besuchen wir eine Seiden- und Lotusproduktion
  • 'Slash' führt uns durch die Produktion. Er erklärt uns gerade die Herstellung von Lotusschals.
  • Der Lotusfaden wird aus der Lotuspflanze gewonnen und ist ein aufweniger Herstellungsprozess.
  • Ein Muster ist zum Färben abgebunden worden
  • Gefärbte und gewaschene Lotusstoffe
  • Es ist Abends und der 'Boss' kocht für alle Fisch, wie man uns aufklärt
  • Nebenan wird gebaut
  • Wir fahren nachhause. Es wird dunkel.
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