29.Dez'12 - Abschliessende Gedanken über Burma und eine Buchempfehlung

Für Burma-Interessierte gibt es ein sehr informatives Buch, welches wir sehr empfehlen möchten: 'Where China meets India' von Thant Myint-U, einem Burmesen, der inzwischen Professor in den Vereinigten Staaten ist, und hier über seine Heimat reflektiert.
Da das Buch sehr aktuell ist, liefert er auch Standpunkte zu den neusten Entwicklung aus Sicht eines Burmesen, der auch viel vom Rest der Welt gesehen hat.

So ist zum Beispiel sehr wichtig zu verstehen, dass die seit Jahrzehnten und bis heute bestehenden (erst kürzlich ein wenig gelockerten) Sanktionen von den USA und Europa Burma sehr schwer getroffen haben und dem Land keine Wahl gelassen haben, als Hilfe aus China anzunehmen.
Burma erstreckt sich die Westküste entlang am Indischen Ozean und liegt zwischen Chinas Yunnan, Indien, Bangladesch und Thailand und Laos. insbesondere die Grossmacht China hatte schon immer grosses Interesse eine Direkte Verbindung zum Indischen Ozean zu unterhalten. Genauso allerdings Kolonialisten wie England oder Frankreich und Japan.
Burma selbst besteht aus vielen kleinen Stammesgeimeinschaften, die schon immer und noch heute im Zwist stehen. Das Land ist von Duschgel durchzogen, Malariagebiete, unübersichtliche Berge haben Eroberer bis heute daran gehindert, das Binnenland zu kontrollieren und die Stammenshäuptlinge zu zähmen.
So treffen wir heute in den meisten Teilen Burmas auf Lebensumstände, wie sie vor tausenden von Jahren schon geherrscht haben: Ein Leben ohne Strom, Felder werden mit dem Flug und Büffeln bewirtschaftet.
So hat mangelnde innere Einheit, ständige Eroberungsversuche aus aller Welt und die Militäerjunta nach dem zweiten Weltkrieg das Land in bitterste Armut getrieben.

Der der Militärjunta nahestehende Than Shwe ist im November 2011 zum Regierungschef ernannt worden. Dieser entstammt also aus den Kreisen der Junta, erkannte aber schon lange vor seiner Wahl, dass es für das Land keine Zukunft gibt ohne eine Demokratie zu werden. So öffnete er das Land für Investitionen von Ausserhalb, muss aber befürchten, sobald er die Regierung abgibt, selbst im Gefängnis zu landen. Hier besteht also ein unguter Konflikt. Dennoch scheint der Weg des Landes ungebremst in Richtung Demokratie zu schreiten.
In der Bevölkerung darf immerhin inzwischen ungestraft (offiziell eher beinahe ungestraft) auch schlecht über die Regierung gesprochen werden. So erfahren wir in Gesrächen von einer sehr grossen Hoffnung in die Zukunft des Landes.
Motor dieser Hoffnung ist eindeutig die 'Mutter' Myanmars, San Suu Kyi. Viele Burmesen glauben, dass sie bald die Regierung stellen wird, da sie wirklich demokratische Wahlen, ohne Fälschungen für unausweichlich halten.
Dennoch wird ebenso befürchtet, das in diesem Fall, und im Zuge einer weiteren Liberalisierung des Landes alte Stammesfehden wieder zu lodern beginnen und ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte. Viele Stammesbewohner kennen keinen anderen Zustand in ihrem Leben, als Krieg.

Sehr traurig anzuschauen ist auch ein Turbokapitalismus, der aus China hereinbricht.
In Mandalay wohnen jetzt schon 30% Chinesen, die die Innenstadt bewohnen, Burmesen können sich diese Lage schon seit einigen Jahren nicht mehr leisten. Wir glauben, eine schnelle Öffnung des Landes zum Westen könnte eine multikulturelle Gemeinschaft generieren, die sicher gesünder wäre, die Burmesen zu stärken und deren Traditionen zu erhalten, die man in diesen Stadtzentren verschwinden sieht.
Momentan gibt es zwar auch Hungersnöte in Burma, es ist aber Tradition im Lande, den Armen abzugeben. In China zum Beispiel ist das deutlich nicht der Fall.
Man sollte bei der Betrachtung Chinas nichts vergessen, dass es sich bei der Bevölkerung fast ausschliesslich um Einzelkinder handelt, die unter dem Druck leben, zu zweit, oft mit einem einzigen Gehalt nebst derem einem Kind vier Grosseltern und in zunehmendem Masse auch die Urgrosseltern zu unterhalten. Der Yunnan von China und Burma waren einmal ein Land, aber der jetzige Zustand beider Länder könnte unterschiedlicher kaum sein.

Thailand und das Shanvolk Burmas (die Bergvölker) sind übrigens ganz nahe Verwandte.
Thailand hiess bis vor nicht langer Zeit Sian, und Sian und Shan werden identisch ausgesprochen, die Sprachen beider Völker sind nahezu identisch.
Und in Thailand sollen wir sehen, welch positive Entwicklung ein armes Land innerhalb von nur 20 Jahren nehmen kann.

Als Fazit zum Bereisen Burmas möchten wir anmerken, dass es zwar genau jetzt interessant war ein Land in massivem Umbruch zu erleben, dieser Umbruch sich aber über eine lange Zeit vollstrecken muss.
Eine Reise nach Burma sollte in Zukunft also keinesfalls weniger Interessant sein als heute. Momentan war es uns nur möglich wenige Teile des ausgedehnten Landes zu besuchen. Weitere werden sich öffnen.
Die Burmesen sind ein fröhliches Volk, und in Zukunft gibt es sicher einigen Grund,
auch ein zufriedenes Volk zu werden.

Bangkok von oben, aus den Strukturen der Felder wurde die Stadt an deren Rändern entwickelt.